Hochwasser in Niedersachsen:
Wichtige Informationen und Rechtliches zur Schadensregulierung
Die Hochwasserlage in Niedersachsen bleibt kritisch, insbesondere in Regionen wie Goslar, Braunschweig, und dem Harzgebiet, wo Talsperren wie die Okertalsperre und die Innerstetalsperre ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben. Ebenso sind Gebiete entlang der Weser, wie Hameln und Rinteln, betroffen.
Neben den bereits genannten Gebieten wie Goslar, Braunschweig und dem Harzgebiet ist die Hochwasserlage in weiteren Teilen Niedersachsens ebenfalls ernst. Besonders betroffen sind Orte wie Verden, wo die Flüsse über die Ufer getreten sind, und Lilienthal, wo lokale Überflutungen erhebliche Schäden verursacht haben. Auch diese Regionen kämpfen mit den Auswirkungen des Hochwassers, wobei die Situation durch die volle Kapazität der Talsperren wie die Okertalsperre und die Innerstetalsperre verschärft wird. In Hameln und Rinteln entlang der Weser wurde teilweise Entwarnung gegeben, doch die Gefahr ist noch nicht gebannt. Der Serengeti-Park Hodenhagen ist ebenfalls stark betroffen, wobei die Sicherheit der Tiere gewährleistet wurde.
Versicherungsschutz bei Hochwasserschäden
Bei Hochwasserschäden ist der Versicherungsschutz komplex. Wohngebäude- und Hausratversicherungen decken oft Elementarschäden wie Hochwasser ab. Eine Elementarschadenversicherung für Schäden durch Hochwasser, Starkregen und Rückstau ist häufig in den o.g. Versicherungen als Zusatzbaustein mit enthalten.
Häufige Probleme bei der Schadensregulierung
Die Regulierung von Hochwasserschäden kann eine Reihe von Herausforderungen mit sich bringen. Dazu gehören:
Verzögerte oder verweigerte Zahlungen
Eine verbreitete Schwierigkeit ist die verzögerte oder verweigerte Zahlung durch Versicherungen. Versicherte stehen oft unter dem Eindruck, dass der Schaden nach der Beseitigung des Wassers behoben sei. Allerdings werden versteckte Schäden wie Schimmelbildung, die erst später erkennbar werden, häufig übersehen. Dies kann zu ernsthaften Gesundheitsrisiken führen und eine umfassende Sanierung erforderlich machen. Die schnelle, aber nicht übereilte Dokumentation von Schäden ist essentiell. Versicherte sollten zudem prüfen, ob in überflutungsgefährdeten Räumen Rückstausicherungen angebracht sind und funktionieren, da dies Einfluss auf die Schadensregulierung haben kann.
Definition von Hochwasser und Elementarschäden
Ein weiteres Problem ist die Definition von Hochwasser und Elementarschäden in den Versicherungsbedingungen. Versicherer könnten die Zahlung verweigern, wenn ihre Definition einer Überschwemmung nicht erfüllt ist oder behaupten, der Versicherte hätte nicht angegeben, in einem Risikogebiet zu wohnen. Auch die Deckung von Schäden durch Grundwasser, das von unten nach oben ansteigt, kann problematisch sein, da Versicherer oft behaupten, es läge dann keine bedingungsgemäße Überschwemmung vor, was jedoch falsch ist, denn nach der BGH-Rechtsprechung darf der Wasserschaden mittelbar durch Grundwasser mitverursacht worden sein. Es brauchen nur geringe Teilflächen des Grundstücks mit Pfützen bedeckt sein; mitunter reicht z.B. ein Quadratmeter Überflutung in der Nähe eines Kellerfensters oder einer Tür. Auch Grundwasser, das an die Erdoberfläche tritt, ist nach der Rechtsprechung eine Überschwemmung. Dies gilt auch für den Fall einer Schneeschmelze.
Selbstbehalte und Deckungslücken
Selbstbehalte, insbesondere bei Elementarschäden, können für Versicherte überraschend kommen. Daher ist es wichtig, den eigenen Versicherungsvertrag genau zu kennen und auf mögliche Deckungslücken zu achten.
Im Falle von Deckungslücken (z.B. keine Elementargefahren oder zu wenig Gebäudewert oder Quadratmeter Wohnfläche versichert) kann der Versicherungsnehmer häufig über die Vermittlerhaftung die Versicherungsleistungen bekommen, da sich der Versicherer die Falschberatung seines Versicherungsvertreters zurechnen lassen muss. Der Versicherungsvertreter muss nach ständiger Rechtsprechung beim Vertragsschluss die versicherbaren Risiken genau erläutern und sie dem Versicherungsnehmer im Zweifelsfall empfehlen. Der Versicherer muss sich durch das Beratungsprotokoll entlasten, was häufig daran scheitert, dass der Versicherungsvertreter seiner Dokumentationspflicht nicht hinreichend nachgekommen ist, weil er den Ablauf der Beratung zu pauschal dokumentiert hat.
Fehleinschätzungen und ungenaue Begutachtungen
Versicherte berichten auch von Fällen, in denen der von der Versicherung entsandte Gutachter sich nicht genügend Zeit genommen hat, was zu Fehleinschätzungen führen kann. Im Übrigen darf man nicht vergessen, dass der Gutachter mit der Versicherung zusammenarbeitet. Solche Situationen verstärken die Wichtigkeit der eigenen Dokumentation der Schäden.
Rechtliche Aspekte und die Rolle von Fachanwälten
Bei Problemen mit der Schadensregulierung kann es notwendig sein, rechtliche Schritte einzuleiten. Die Hinzuziehung eines Fachanwalts für Versicherungsrecht kann dabei helfen, Fehler bei der Schadensmeldung zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle Ansprüche korrekt geltend gemacht werden. Dies ist besonders wichtig, da Versicherungsgesellschaften häufig versuchen, die Schadenssumme zu minimieren oder die Leistungspflicht ganz abzulehnen. Weiterhin ist der Versicherer zur zügigen Schadenabwicklung verpflichtet, wofür er im Regelfall nur ca. vier bis sechs Wochen Zeit hat; danach wird die Versicherungsleistung automatisch zur Zahlung fällig. Gerne zögern die Versicherungen die Schadenabwicklung aber um Wochen und Monate hinaus, um den Versicherungsnehmer für einen unvorteilhaften Vergleich (Einigung über Schadensleistung) mürbe zu machen. Dabei sind Versicherungen verpflichtet, ein umfassendes Netz von Gutachter und Schadenregulierern vorzuhalten und ferner ausreichend viel Personal für die Schadenbearbeitung zu beschäftigen.
Häufige (unberechtigte) Einwendungen der Wohngebäudeversicherungen und Hausratversicherungen, um Leistungen zu kürzen oder abzulehnen, sind beispielsweise:
- Unterversicherung
- Keine Überschwemmung
- Grundwasser
- Fehlerhafte Rückstauvorrichtungen
- Bei Vertragsabschluss zu wenig Quadratmeter Wohnfläche angegeben
- Gefahrerhöhung
- Verletzung von vertraglichen Obliegenheiten
- angebliches Vorliegen von Leistungsausschlüssen
- angebliche grob fahrlässige Schadensverursachung
- Mitverschulden des Versicherungsnehmers
- angebliche fehlende Kausalität/mittelbare Kausalität
- nicht mitversichertes Nebengebäude
- Schadenshöhe
- Fehlende Anschaffungsbelege (Belege müssen nicht aufbewahrt werden)
Diese Herausforderungen zeigen, wie wichtig es ist, sich bei Hochwasserschäden nicht nur auf die Versicherung zu verlassen, die ausschließlich ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen vertritt, sondern auch aktiv eigene Maßnahmen zu ergreifen und gegebenenfalls rechtliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Handlungsempfehlungen für Betroffene
Für Betroffene von Hochwasserschäden in Niedersachsen ist es essenziell, schnell zu handeln:
- Dokumentieren Sie umgehend alle Schäden detailliert.
- Nehmen Sie so schnell wie möglich Kontakt zu Ihrer Versicherung auf.
- Beginnen Sie frühzeitig mit den notwendigen Maßnahmen, um den Schaden zu minimieren.
- Ziehen Sie bereits bei der Schadensmeldung einen Fachanwalt für Versicherungsrecht hinzu, um Ihre Rechte vollumfänglich zu wahren.
Die Hochwasserlage in Niedersachsen bleibt eine Herausforderung. Betroffene sollten sich über ihren Versicherungsschutz im Klaren sein und bei Problemen rechtlichen Beistand in Anspruch nehmen. Dadurch können sie sicherstellen, dass sie die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um diese schwierige Zeit zu überstehen. Wir beraten Sie gerne an unseren Standorten in Sulingen, Bremen, Osnabrück oder Online.
Häufig gestellte Fragen:
- Was umfasst der Versicherungsschutz bei Hochwasserschäden? Der Versicherungsschutz bei Hochwasserschäden umfasst in der Regel nur Elementarschäden, wenn eine spezielle Elementarschadenversicherung abgeschlossen wurde. Diese deckt Schäden durch Hochwasser, Starkregen und Rückstau ab.
- Welche Gebiete in Niedersachsen sind besonders vom Hochwasser betroffen? Betroffene Gebiete in Niedersachsen sind unter anderem Goslar, Braunschweig, Verden, Lilienthal sowie der Harz mit überlasteten Talsperren wie der Okertalsperre.
- Was sind häufige Probleme bei der Regulierung von Hochwasserschäden? Häufige Probleme umfassen verzögerte oder verweigerte Zahlungen, unklare Definitionen von Hochwasserschäden in Versicherungsverträgen, hohe Selbstbehalte und ungenaue Begutachtungen.
- Warum sollte man einen Fachanwalt für Versicherungsrecht hinzuziehen? Die Hinzuziehung eines Fachanwalts für Versicherungsrecht kann entscheidend sein, um Fehler bei der Schadensmeldung zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle Ansprüche korrekt geltend gemacht werden.